Fachkräftemangel verschärft sich – und das Theater startet neu
Das IRT-Forum „Wirtschaft und Kultur“ zeigte wieder, wie wichtig das Zusammenspiel von Unternehmen und Institutionen über die vermeintlichen Grenzen von Wirtschaft und Kultur hinweg ist, um eine Region langfristig und erfolgreich voranzubringen. Der Fachkräftemangel, die Vorstellung des neuen Theater-Intendanten sowie die geplante Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reiches“ – diese und andere Themen standen beim IRT-Forum im Mittelpunkt. Das Treffen fand am 27. November in der Handwerkskammer (HWK) Trier statt.
Fachkräfte fehlen – auch, weil Mobilität in der Region fehlt
Dr. Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier, betonte zu Beginn des Forums, dass das Fachkräfte-Problem in der Region noch lange nicht gelöst sei. „Der Fachkräftemangel ist eine zentrale Herausforderung für die Unternehmen – und ein Geschäftsrisiko“, meinte Schwalbach. Ein Problem sei unter anderem, dass über 32 000 Fachkräfte nach Luxemburg pendelten, statt in der Region zu arbeiten. „Das wird ab 2020 virulent“, warnte er. Eine wichtige Frage an die Unternehmen sei daher gewesen, wie groß diese Fachkräftelücke bei ihnen sei, wie viele Stellen also nicht angemessen besetzt werden können. Eine Umfrage der Industrier- und Handelskammer (IHK) und HWK Trier in Zusammenarbeit mit einer Gruppe der studentischen Unternehmensberatung Contact & Cooperation schrieb 4500 regionale Unternehmen an, 800 Unternehmen mit insgesamt rund 32 500 Beschäftigten antworteten. Das Ergebnis, das Dr. Matthias Schmitt, Geschäftsführer der IHK Trier vorstellte, ist erschreckend: In der gewerblichen Wirtschaft fehlen 5500 Mitarbeiter. 2011 waren es noch rund 3000. „Gerade kleinen Unternehmen fällt es schwer, geeignete Fachkräfte zu finden“, erläuterte Schmitt. Die größten Probleme bestünden im Baugewerbe. „Insgesamt sagen etwa 40 Prozent der Unternehmen, dass der Fachkräftemangel ein großes Problem für den Geschäftserfolg ist. 60 Prozent erwarten dies für das Jahr 2023, erklärte Schmitt. Auch gehe der Trend zur Akademisierung am Bedarf der regionalen Wirtschaft vorbei, denn hier würden insbesondere Mitarbeiter mit abgeschlossener dualer Ausbildung gesucht.
Was gibt es neues im Theater Trier? Intendant stellt sich vor
Manfred Langner ist unter anderem angetreten, um in seiner fünfjährigen Amtszeit die Kulturstätte finanziell aus dem Tief zu holen. Für einige in der IRT-Runde wahrscheinlich ein überraschendes Detail: Der Theatermann ist studierter Jurist, gelernter Betriebsprüfer und Finanzbeamter und hatte sich erst nach seinem „ersten Berufsleben“ dem Theater zugewandt. Vor Trier war er dann als Dramaturg und Regisseur in Aachen tätig sowie Intendant bei den Stuttgarter Schauspielbühnen. Langner bringt eine gehörige Portion Humor und Pragmatismus mit. „Wir haben uns gefragt: Warum gibt es in Trier Probleme? Und wir haben festgestellt, dass wir die Menschen wieder mehr fürs Theater interessieren müssen“, fasst Langner zusammen. Das bedeutet: Mehr populäre und bekannte Stücke in Oper, Tanz und Schauspiel. Und ein eigenes, stetiges Ensemble. Das schont ebenfalls die Kasse. Erfolg hatte Langner in Trier schon mit dem Stück zu Karl Marx – bei der Premiere von „Marx Bankett“ gab es stehende Ovationen. Als nächstes ist unter anderem eine Produktion über Edith Piaf geplant. Ab Januar solle es zudem die Europäische Kunstakademie als neuen Spielort geben. Generell herrscht also Aufbruchsatmosphäre. „Die Stimmung im Haus ist gut, und wir haben schon 25 Prozent mehr Abos verkauft“, veranschaulichte Manfred Langner. Indes sei das Theater ein Risikogeschäft. „Man braucht immer ein Quäntchen Glück.“
Highlight in vier Jahren: Römer-Ausstellung lockt nach Trier
Kulturell tut sich was – und das zieht auch Touristen und andere Interessierte an, stärkt umgekehrt somit wieder die Wirtschaft und lässt die Politik investieren. Das zeigt die große Landesausstellung zum Thema „Der Untergang des römischen Reiches“, die 2022 nach Trier kommen wird. Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, freut sich, dass die Rheinland-Pfälzische Landesregierung das Trierer Museum nun unterstützt. Dieses habe umgekehrt in den vergangenen Jahren gezeigt, was es auf die Beine stellen könne – mit 272 000 Besuchern der Nero-Ausstellung und 160 000, die das Leben und Werk von Karl Marx sehen wollten. Warum nun etwas zum Untergang des römischen Reiches? „Es gibt über 700 Theorien dazu, warum das passiert ist“, begründete Marcus Reuter. Das Rätsel ziehe alle in den Bann. Stoff genug also für eine große Schau. Bereits im kommenden Jahr wird es eine Wanderausstellung namens „Spot an!“ geben, die für das römische Trier wirbt. Schlaglichtartig erleuchtete Szenen erzählen dann vom römischen Leben in Trier. „Das wird unsere Visitenkarte in der Welt“, so Reuter. Sogar China sei interessiert als Gastgeber.
Zukunft liegt in guter Ausbildung: Ein Programm fördert Schüler
Um die Zukunft der Wirtschaft und ihrer jungen Akteure geht es in dem regionalen Unterstützungsprogramm „Zukunftsschmiede Berufsschule“, das im Sommer startete. Vanessa Agné von der Programmabteilung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung DKJS stellte es vor. „Jede dritte Lehrstelle ist unbesetzt – wir wollen die duale Berufsbildung wieder stärken!“, erklärte sie. Junge Leute bräuchten zudem neue Kompetenzen in einer sich wandelnden Berufswelt. Darum möchte das Modellprogramm helfen, dass Schüler Ideen zu wichtigen Fragen wie Digitalisierung, Vielfalt oder Bildung im ländlichen Raum umsetzen. Es gehe dabei immer darum, die Stärken der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund zu rücken. Sie sollen die Kompetenz erhalten, Veränderungen zu gestalten.
Was ist die IRT?
Die Initiative Region Trier ist als Public-Private-Partnerschaft breit in der Region verankert. Der Zusammenschluss von öffentlichen Institutionen, Verwaltungen, Hochschulen, Unternehmen, Banken und engagierten Einzelpersonen ist eine neutrale Plattform der Koordination, Diskussion, Moderation, Projektentwicklung und Umsetzung regionaler Maßnahmen.